[Rezension] Die Einsamkeit der Primzahlen - Paolo Giordano

Nur ein paar Stunden lässt Mattia seine Zwillingsschwester alleine im Park zurück. Dem Siebenjährigen ist in diesem Moment noch nicht bewusst, wie sehr er seine Tat noch bereuen wird.
Als Alice das erste Mal alleine Ski fährt, ahnt keiner, dass ihr Leben sich von nun an um 180 Grad wendet. Und als die beiden sechs Jahre später aufeinandertreffen, weiß niemand, was sie tief im Inneren für immer verbindet.
Die Einsamkeit der Primzahlen ist ein von Paolo Girodano geschriebenes, 368-seitiges Hardcover, welches im Dezember 2010 vom Heyne Verlag veröffentlicht wurde.

Wovon erzählt Girodano?
"So langsam solltest du dich für einen Jungen entscheiden!", Viola bläst ihre Backen auf, sie wird langsam ungeduldig. Doch Alice weiß nicht, ob sie ihrer neuen Freundin über den Weg trauen kann. Noch vor ein paar Tagen wurde das junge Mädchen von Viola und ihrer Clique aufgrund ihrer körperlichen Behinderung gemobbt und jetzt will ihr diese einen Freund suchen? Und sowieso, kein Junge dieser Schule scheint bei ihr einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Bis ihr Mattia auffällt. Ein eher unscheinbarer Junge und doch zieht er sie sofort in seinen Bann. Als die beiden sich auf einer Party wiedersehen, lernen sie sich ein wenig näher kennen. Es entsteht eine Freundschaft, die mehr als zwei Jahrzehnte andauern wird.
Doch was alle anderen sehen, scheinen Mattia und Alice nie zu begreifen - sie lieben sich, selbst wenn da ein winziger, unüberbrückbarer Raum zwischen ihnen ist (der in all den Jahren wahrscheinlich immer größer wurde).
Werden sie jemals eine gemeinsame Zukunft miteinander verbringen? Wird Alice Mattias Tat verzeihen können?

Mein Leseeindruck
Die Einsamkeit der Primzahlen ist ein sehr tiefgründiges Jugendbuch. Deshalb würde ich es eher der Altersklasse 16 und aufwärts "empfehlen".
Bis ungefähr zur Hälfte wollte ich die Geschichte zu keiner Sekunde aus der Hand legen, doch irgendwann schien mir die Geduld für die beiden Hauptpersonen auszugehen. Ihre zwischenmenschliche Beziehung ist ein einziges Auf und Ab. Die Beiden lieben einander, das ist ihnen selbst klar, irgendwie. Doch sie scheinen keinen gemeinsamen Nenner zu finden. Man möchte Mattia und Alice am liebsten in einen kleinen Raum einsperren und ihnen raten, endlich zu ihren Gefühlen zu stehen - doch das geht leider nicht.
Die Verbindung zwischen den zwei Protagonisten ist von eher außergewöhnlicher Natur, doch immens stark. Aber dieses "nicht aus dem Knick kommen", verlangsamt die Handlung immens. Gerade deswegen verliert der Leser zwar Lust daran auf die nächste Seite zu blättern, die Geschichte weiterhin zu verfolgen, trotzdem möchte man ja erfahren, was aus dieser Jugendfreundschaft noch entstehen könnte oder ob am Ende jeder seinen eigenen Weg gehen wird (sehr klug gelöst vom Autor). Doch selbst am Ende bleiben viele Fragen zurück... Ehrlich gesagt hat mich das auch wenig enttäuscht, deswegen kann ich keine so richtige Weiterempfehlung aussprechen.
Das Buch selbst jedoch in einer wirklich schönen Sprache verfasst wurden. Es lässt sich flüssig lesen und bietet trotzdem genug Platz für geistigen Anspruch.

Von mir gibt es ★★☆☆ von ★★★★★ Sterne.

"Mattia hatte gelernt, dass es Paare von Primzahlen gab, zwischen denen
immer eine gerade Zahl stand, die verhinderte, dass sich berührten.
In Mattias Augen waren sie beide, Alice und er, genau das:
Primzahlen, allein und verloren, sich nahe, aber doch nicht nahe
genug, um einander wirklich berühren zu können." 

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