[Rezension] Tote Mädchen lügen nicht - Jay Asher

Als Clay zum ersten Mal auf Hannah Baker trifft, wird in ihm ein Gefühl wach, das er so noch nie spüren konnte. Wenige Monate später bringt sich das 16-Jährige Mädchen um. Alles, was sie hinterlässt, ist eine Box voller Kassetten, die eines Tages vor Clays Haustüre liegt. Doch was genau wird er darauf zu hören bekommen?
Passend zum derzeitigen Netflix-Hype, möchte ich euch das Taschenbuch Tote Mädchen lügen nicht von Jay Asher vorstellen. Veröffentlich wurde der 288-Seitige Bestseller im Oktober 2012 vom cbt Verlag.

Was genau verbirgt sich hinter den Kassetten?
Hannah scheint ein ganz gewöhnlicher Teenager zu sein. Aufgrund des neues Jobs ihres Vaters, muss sie in eine andere Stadt ziehen. Anfangs scheint es ihr schwerzufallen, an der neuen Schule Anschluss zu finden. Doch das bleibt nicht lange so. Denn nur wenige Tage nach Schulbeginn, trifft sie auf zwei Gleichgesinnte: Alex und Jessica. Ein wunderbares Trio, glaubt sie zumindest. Dass diese Freundschaft jedoch der Anfang vom Ende sein wird, ahnt zu diesem Zeitpunkt noch keiner.
Zeitgleich lernt das schöne Mädchen Clay Jensen kennen. Ein schüchterner Junge, der ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Beide entwickeln im Laufe der Zeit Gefühle füreinander und als sie sich nach Monaten auf einer Party endlich näher kommen, scheint alles perfekt zu sein. Aber nur für einen Augenblick. Dann wendet sich das Blatt.
Wenige Woche später ist Hannah Tod. Mit einer Überdosis Tabletten beendet sie ihr junges Leben. Sie hinterlässt keinen Abschiedsbrief.
Es vergeht einige Zeit, bis Clay eine merkwürdige Box vor seiner Haustüre findet. Darin sind sieben Kassetten zu finden, deren Oberflächen mit Nummern versehen wurden. Die letzte ist die 13. Anfangs weiß er nicht so recht, was er nun damit anfangen soll. Kassetten in unserem Zeitalter? Doch als er die erste Seite in seinen Walkman einlegt, stockt ihm der Atem. Darauf zu hören ist die Stimme seiner toten Freundin. Live und in Stereo. Doch, und das scheint noch viel schlimmer zu sein: sie erzählt die 13 Beweggründe für ihren Selbstmord. 13 Personen, die sie in den Ruin getrieben haben und eine bedeutende Message: "Ihr hättet es verhindern können". Und so langsam begreift Clay, dass seine Freundin Sorgen hatte, dessen Ausmaß niemand bewusst war.
Wird auch er auf einer der Kassetten zu hören sein?

Ist der Hype berechtigt?
Auch wenn mir die Geschichte von Hannah Baker schon öfters in die Hände gefallen ist, hat sie mich bisher nie hundertprozentig angesprochen. Bis ich dann auf die Netflixserie "13 Reasons Why" aufmerksam wurde. Als ich diese innerhalb von gerade einmal zwei Tagen durchgesuchtet hatte, war mir am Ende klar, dass ich das Buch dazu unbedingt lesen sollte.
Es gab keinen Zeitpunkt, an dem ich den Bestseller freiwillig aus den Händen legen wollte. Man kann gar nicht genug davon bekommen, von den Details. Was muss alles passieren, um ein junges Mädchen in solche eine verzweifelte Situation zu bringen? Immer wieder springt der Leser zwischen der Vergangenheit, von der Hannah auf ihren Kassetten erzählt und der Gegenwart, in der Clay ihr zuhört. Und da kommen wir schon zu meiner ganz eigenen Hauptperson: Clay. Seine schüchterne Art stand ihm im Weg, um Hannah wirklich zu sehen. Um ihr zu sagen, was er tatsächlich für sie empfindet. Und das ihn das jetzt so auffrisst, ist nicht als schmerzhaft. Auch für den Leser. In der Serie musste ich das ein oder andere Tränchen wegen ihm verdrücken.
Das wirklich Besondere an diesem Buch ist der sehr offene Umgang mit dem Thema Mobbing. Auch heute noch scheint es ein eher verpöntes Gebiet zu sein, über das keiner zu reden vermag. Das hier ist ein Weckruf. Für Eltern, Lehrer und Schüler. Für all diejenigen, die in einer ganz ähnlichen Situation wie Hannah stecken oder zu den Menschen gehören, die Anderen Leid verbal zufügen. Es zeigt, wie schnell viele kleine Dinge zu einem großen Ganz werden können. Was banale Worte mit einem Menschen anstellen. Es gab keinen Zeitpunkt, zu dem die Charaktere ins Lächerliche gezogen wurden oder die Ernsthaftigkeit der Situation hinterfragt wurde. Das muss man als Autor erst einmal schaffen. Denn viel zu schnell kann das Buch dadurch zu langweilig und starr wirken.
Mein einziger Kritikpunkt sind die leider eher spärlichen Kapitel. Hier wünscht man sich einfach noch mehr Handlungsspielraum, mehr Ausführlichkeit.

Meiner Meinung nach aber trotzdem ein Buch, das du lesen solltest.

Von mir gibt es ★★☆ von ★★★★★ Sterne.

"Die Wahrheit wird dich befreien."


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